Finanzierungs-"Ratschläge"

  • Guten morgen zusammen,


    ich wundere mich über viele Verbraucherportale zum Thema "Tipps & Tricks zum Autokauf". Darin ist immer wieder zu lesen, das beim Leasing und bei einer Kreditfinanzierung die Rabattmöglichkeiten praktisch nicht vorhanden sind. Angeblich pushen die Händler die Kunden in das Leasing oder die Finanzierung, weil sie dann weniger (oder gar keinen) Nachlass geben müssen.


    Mal im ernst. Das ist doch totaler Unsinn. Und zwar mit Vollgas daneben. Ich lease seit 15 Jahren Autos und habe bisher nicht ein einziges Auto ohne mindestens 10-15% (meistens mehr, einfache Regel: je teurer desto mehr Prozente Nachlass, sonst kein Geschäft) Nachlass gekauft (dieselbe Erfahrung hat mein gesamtes Umfeld ebenfalls gemacht, viele Geschäftsleute mit ziemlich dicken Leasingautos, aber auch ein paar ganz normale Privatfinanzierungen). Nicht einmal. Wieso auch. Der Händler kriegt das Geld eh von der Bank (ob nun Leasing oder Finanzierung spielt da keine Rolle) - oder eben von mir in Bargeld. Unterm Strich ist das für ihn überhaupt kein Unterschied (abgesehen von Km-Leasing, wenn der Händler den Wagen nachher kaufen _muss_).


    Durch die Ratgeber wird den Kunden aber der völlig falsche Eindruck vermittelt, dass man als Leasing- und Finanzierungskunde quasi der Bittsteller ist, der froh sein darf, wenn ihm überhaupt ein Auto verkauft wird. Das finde ich ziemlich daneben und gerade Ratgeber sollten das richtig darstellen. Meistens ist es sogar so, dass die Händler Provisionen erhalten können, wenn Banken ein Geschäft kriegen - fragt mal euren Verkäufer danach und ob er mit euch teilen möchte ;)


    Ist eure Erfahrung da so völlig anders als meine?


    Vg,
    Mirko

  • Hallo,
    nun ja, wenn keine Rabatte gewährt werden, ist die Summe sowohl beim Leasing, als auch bei der Finanzierung natürlich höher, lohnt sich also für den Händler doppelt. Er bekommt mehr Provision für den Abschluß des Leasing-bzw. Kreditvertrages und braucht keinen Nachlass auf den Verkaufspreis zu gewähren, somit kann er diese Spanne zwischen Einkaufspreis und Verkaufspreis voll für sich verbuchen.
    Da viele Fahrzeuge Heutzutage über Leasing und/oder Kredit laufen, haben viele garnicht die Möglichkeit dies durch eine Barzahlung zu umgehen, sind also "gezwungen" diese "Konditionen" zu akzeptieren.
    Ich nehme zusätzlich einfach mal an, das diese "Meldung" entsprechend in die Medien "gespielt" wurde, um dem Kunden zu suggerieren, das diese Konditionen also "normal" sind, und damit ein Feilschen des Kunden um den Preis unterbunden wird/werden soll.
    Ein sehr durchschaubares Manöver, aber viele lassen sich von solchen Meldungen eben beeinflussen.
    Das sowas dann auch auf "Verbraucherportalen" verbreitet wird kann evtl. damit zusammenhängen, das die von den Leasing-/Kreditgebern gesponsert werden. Wirklich unabhängige "Verbraucherportale" gibt es von daher wohl eher selten.
    Gruss
    Desaster

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  • Genau so ist es. Und es gibt keinen Grund wieso der Kunde sich das Spiel gefallen lassen sollte. Immerhin gibt man hier ein Vermögen aus und diese "Ratschläge" finde ich gerade deshalb ziemlich daneben.


    Auch der Ratschlag nicht zu zeigen, dass man als Kunde ein Auto gut findet, ist doch eigentlich dämlich. Ein guter Verkäufer antwortet dann "naja, wenn Ihnen das Auto eh nicht gefällt, wieso nehmen Sie dann nicht diesundjenes oder überhaupt keins". Damit läuft man als Kunde in die klassische Reaktions-Falle und der Verkäufer hat leichtes Spiel uns an die Wand zu fahren.


    Nene. Natürlich gefällt einem die Kiste, sonst würde man den nicht haben wollen. Aber man kauft eben nur, wenn man einen guten Preis kriegt. Fertig ist die Wurst. Und als Kunde muss man es ernst meinen wenn man sagt "ist mir zu teuer, ich geh woanders hin". Aufstehen, gehen. Und NIE beim ersten Gespräch kaufen, NIE. Egal wie heiß es brennt. Es gibt immer noch Spielraum.

  • Ich schliesse mich der Meinung meiner Vorredner gerne an...


    Vielleicht sollte man aber noch mal auf folgendes Hinweisen.


    Leasing :


    Leasing für den Privatmann ist die teuerste Form eines Kredits... auch wenn die mtl. Raten scheinbar niedrig sind, irgendwo oder irgendwann kommt dann der Pferdefuss... am Ende der Laufzeit am meisten...


    Man sollte wisen dass der gesamte Kreditbetrag ( Neuwagenpreis ) über die gesamte Laufzeit finanziert wird - also verzinst..., wenn also die Monatsraten gering sind, ist der Preis am Vertragsende, also nach Ablauf der ersten vereinbarten Leasinglaufzeit, eben entsprechend höher...


    Als Privatmann kann man auch die monatlichen Leasingebühren nicht als Kosten absetzen, wie ein Geschäftsmann oder eine Firma.


    Für Geschäftsleute, die die Kosten absetzen können, gilt ein Leasingvertrag als BILANZNEUTRAL, d.h. der Anschaffungspreis des Fahrzeuges oder Leasinggegenstandes fliesst nicht in das Bilanzvermögen des Unternehmens. Wichtig für die Kreditlinie und das Anlagevermögen eines Unternehmens. ( Alles in den Leasingerlassen zu lesen- würde hier zu weit führen, weil es Seiten füllt)


    Und die in den monatlichen Raten ausgewiesene Mehrwertsteuer kann der Privatmann im Gegensatz zum Geschäftsleasingnehmer nicht verrechnen.


    Grundsätzlich PRIVATLEUTE sollten sich genau umsehen, alle Preise addieren.. auch das, was am Ende auf sie zukommt.... das wird oft verschwiegen...


    Aber dennoch ein Punkt für Leasing Interessierte : PLB Leasing oder Purchase Lease Back , das machen besonders gerne Grossunternehmen, kann aber jeder machen ( Unternehmer )


    Man Kauft den Gegenstand ( hier eben ein Auto ) als Barzahlungskauf also mit Rabatt, und verkauft ihn Zug um Zug an seine Bank, die dann dafür einen Leasingvertag mit dem Verkäufer- also dem ursprünglichen Käufer des Gegenstandes macht. Das ganze ist dann ein Besitzwechsel innerhalb von Sekunden..


    Meines Erachtens , auch die meisten ehrlichen Berater - Bank oder Autohaus,sollten Privatleuten vom Leasing abraten... Ausnahmen mag es geben wenn ein Autohersteller einen Leasingvertrag besonders subventioniert... aber auch dann.... der Kaufpreis des Fahrzeugs, auch wenn ich eine 0% Finanzierung für 3 Jahre bekomme, liegt am Ende immer noch in voller Höhe an , und ist zu entrichten....


    Ich bin kein Banker aber: auch die Hausbank vergibt Kleinkredidte, die oft günstig sein könnnen, so kann man sich beim Händler einen Barzahlungsrabatt holen und dann das Auto der Bank übertragen.....


    bestes Beispiel: Mitsubishi


    Auf der Homepage wird bei den Sondermodellen z.b. beim Colt ein Barzahlungspreis angeboten, der sehr gut sein kann... egal welches Modell.


    Wenn man dann aber die Finanzierung möchte- auch wenn die Raten niedrig erscheinen- wird vom Listenpreis aus finanziert... wers nachrechnet sieht es am Preis nach 36 Monaten.... wers nachfragt und dabei etwas versiert ist, die richtigen Fragen zu stellen... wird das auch vom Verkäufer bestätigt bekommen...


    also in so einem Fall : Barkauf... andere Bank zur Refinanzierung...


    Mein Rat : Privatleute ... vergesst Leasing.... es ist immer teurer als die Raten es ausdrücken... und bei Krediten oder Ratenkauf: alles gut vergleichen und andere Banken für einen eventuellen Barkauf beim Autohändler auch befragen....

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  • Und die in den monatlichen Raten ausgewiesene Mehrwertsteuer kann der Privatmann im Gegensatz zum Geschäftsleasingnehmer nicht verrechnen.

    Das kann nicht grundsätzlich jede Firma/Selbständige/Gewerbetreibende. Es gibt auch solche, die die Mehrwertsteuer genauso zahlen müssen wie der Privatmann.

    8| Behandle die Leute so, wie Du von den Leuten behandelt werden willst. :!:

  • Es gibt auch solche, die die Mehrwertsteuer genauso zahlen müssen wie der Privatmann.

    Hallo,
    aber die haben doch sicher die Möglichkeit, sich diese wieder zurückerstatten zu lassen, oder?
    Gruss
    Desaster

  • jau... Stoppelhase ... Du hast natürlich Recht...


    Ich bin nicht auf die Nichtvorsteuerabzugsberechtigten Versicherungsmakler, Gewerbetreibenden und Kleinunternehmer sowie Berater und selbständige praktizierende Ärzte (und auch dort gibt es Ausnahmen wie Ärzte in der reinen Schönheitschirurgie, denn die sind MwSt.plichtig -also nicht die rekonstruktive Chirurgie) usw. eingegangen.... Das würde sicherlich auch das Thema sprengen... und , der Tenor meiner Anmerkungen zum Leasing für Privatpersonen lag auch nicht bei der Vorsteuerabzugsberechtigung sondern mehr bei den Kosten der Endabrechnungen etc.


    Es gibt ja so viele Leasingmodelle, die teils auch ein Mischmasch von Leasing und Ratenkauf sind.... alles sehr unübersichtlich... aber das dient auch der Nicht-Vergleichbarkeit ... und jeder Automobilhersteller bzw. der Vertrieb entwickelt da neue Mischformen.....


    Aber alle haben eines gemeinsam : Der Kaufpreis für ein Produkt muss finanziert werden.... und beim Privatleasing... na ja. am Ende der Vertragslaufzeit zeigen sich dann die echten Kosten.... Geschenkt bekommt man nirgendwo etwas- nicht beim Händler, Hersteller oder bei den Banken....

    Einmal editiert, zuletzt von asx13 ()

  • Es gibt zum oben genannten eine Ausnahme. Wenn der Vertragspartner (das ist in dieser Konstellation der Händler und nicht die Leasinggesellschaft) das Auto garantiert übernimmt spricht man von Kilometer-Leasing. In diesem Fall ist das Leasing auch für Privatleute ggf. interessant, da die monatliche Belastung deutlich geringer ist.


    Dazu ein ganz einfaches Beispiel.
    Objektwert = 10.000
    Leasing-Anzahl = 0
    Leasing-Restwert = 4.000
    Dann zahlt der Leasingnehmer (= Kunde) die Differenz zzgl. Zinsen. Also 6.000 plus X.


    Bei einer Vollfinanzierung sieht das so aus:
    Objektwert = 10.000
    Anzahlung = 0
    Restwert = 0
    Kreditnehmer (= Kunde) zahlt Differenz zzgl. Zinsen. Also 10.000 plus X.


    Leasing ist meiner Ansicht nach für normale Angestellte aber NUR DANN eine Option, wenn der Wagen hinterher sowieso nicht gekauft werden soll. Denn der rechnerische Restwert beim Leasing entspricht nicht dem realen Verkehrswert. Der Leasingrestwert ist in der Regel _höher_. Man hat Kilometerbeschränkungen (vorsichtig... einige windige Verkäufer rechnen die Leasingraten schön, in dem die Kilometerleistung reduziert wird... dann hat man nachher zwar eine 500 EUR Monatsrate für nen fetten BMW, aber darf den in der Garage stehen lassen).


    Das galt alles für den normalen Angestellten, der die Finanzierung nicht absetzen kann.


    Für einen Selbständigen stellen sich nur Liquiditäts-Fragen (bzw. wie oben angesprochen Bilanz-technischer Fragen). Die Finanzierungsart ist im Prinzip völlig egal - beide werden steuerlich gleich behandelt (Kreditzins vs. Leasingzins, Tilgung vs. Leasingrate). Einzig der Vollkauf ist steuerlich eine andere Liga (Abschreibungszeit von 6 Jahre ist deutlich länger als die übliche Leasing- oder Finanzierungszeit und Co.).
    Man könnte es auch gemein so ausdrücken: wenn die Knete nicht reicht, wird finanziert; (Km-)Leasing erhöht die Chance auf ein oberfettes Auto, dass im Prinzip jeder Vernunft widerspricht und dann ggf. gegenüber dem Finanzamt auch noch als geschäftlich nachgewiesen werden muss (über 50% Geschäftsfahrten, sonst ist die S-Klasse Privatvergnügen und damit so RICHTIG teuer).


    Aber - bei egal welcher FInanzierung, als Kunde hat man IMMER die Möglichkeit zu verhandeln. Verkäufer versuchen nur einfach alles, um die Kunden kleinzuquatschen.